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Ukraine-Krieg

Hohe militärische Verluste für Russland: Putins "Fleischwolf"-Taktik fordert über 50.000 Todesopfer

  • Aktualisiert: 18.04.2024
  • 17:20 Uhr
  • Damian Rausch
Der russische Präsident Wladimir Putin nimmt am Montag, 15. April 2024, an einer Videokonferenz im Kreml in Moskau teil.
Der russische Präsident Wladimir Putin nimmt am Montag, 15. April 2024, an einer Videokonferenz im Kreml in Moskau teil.© AP

Die wahren Kosten des Krieges: Neue Berichte zeigen, dass Moskaus militärische Verluste in der Ukraine enorm sind. Der Kremlherrscher nimmt das bewusst in Kauf.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Russlands militärische Verluste in der Ukraine haben laut BBC 50.000 Tote überschritten.

  • Die BBC und die Mediengruppe "Mediazona" haben in Zusammenarbeit mit Freiwilligen auf 70 Friedhöfen in Russland neue Militärgräber erfasst.

  • Bei der Rekrutierung von Gefangenen durch die private Söldnergruppe Wagner und später durch das russische Verteidigungsministerium wurde eine hohe Sterblichkeitsrate festgestellt.

Die perfide "Fleischwolf"-Taktik

Die Zahl der militärischen Todesopfer Russlands in der Ukraine hat die Marke von 50.000 überschritten, wie die BBC am Mittwoch (17. April) berichtet. Im zweiten Frontjahr stieg die Zahl der Toten demnach um fast 25 Prozent gegenüber dem ersten Jahr. Experten bezeichnen die perfide Kriegsführung von Kremlherrscher Wladimir Putin als "Fleischwolf-Taktik". Der Begriff "Fleischwolf" wird verwendet, um die Art und Weise zu beschreiben, wie Moskau unermüdlich Wellen von Soldaten nach vorne schickt, um die ukrainischen Streitkräfte zu ermüden und zur Aufgabe ihrer Stellungen zu zwingen.

Moskau spielt dem BBC-Bericht zufolge bewusst mit dem Leben seiner Streitkräfte: Als die Russen etwa um die Stadt Vuhledar kämpften, griffen sie laut dem Institut für Kriegsstudien (ISW) zu unwirksamen Angriffen durch eine immense Anzahl an Soldaten.

BBC Russian, die unabhängige Mediengruppe "Mediazona" und Freiwillige zählen die Todesfälle bereits seit Februar 2022, dem Beginn der russischen Invasion im Nachbarland. Durch neue Gräber auf den Friedhöfen konnten viele Soldaten namentlich identifiziert werden. Auch Informationen aus offiziellen Berichten, Zeitungen und sozialen Medien wurden von den Teams durchsucht und fließen in die Statistiken ein.

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Die Gesamtzahl der Todesopfer ist achtmal höher als von Moskau behauptet

Mehr als 27.300 russische Soldaten starben im zweiten Kampfjahr - ein Beweis dafür, wie Gebietsgewinne mit enormen menschliche Verlusten erkauft wurden, schreibt die BBC. Die Gesamtzahl der Todesopfer - mehr als 50.000 - ist achtmal höher als die bislang einzige offizielle Nennung von Todeszahlen durch Moskau im September 2022.

Die Ukraine äußert sich ebenfalls selten zum Ausmaß ihrer Verluste auf dem Schlachtfeld. In diesem Februar erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass 31.000 ukrainische Soldaten getötet worden seien - Schätzungen auf der Grundlage von US-Geheimdienstinformationen gehen jedoch von höheren Verlusten aus.

Im Video: Brisanter Telefonmitschnitt enthüllt Putins Praktiken

Friedhöfe wurden erweitert, wie Luftbilder zeigen

Freiwillige Helfer, die mit der BBC und "Mediazona" zusammenarbeiten, haben seit Kriegsbeginn auf 70 Friedhöfen in ganz Russland neue Soldatengräber gezählt. Zum Beispiel zeigen diese Bilder vom Friedhof Bogorodskoye in Rjasan - südöstlich von Moskau - dass ein ganz neuer Abschnitt entstanden ist. Bilder und Videos, die vor Ort aufgenommen wurden, deuten darauf hin, dass die meisten dieser neuen Gräber Soldaten und Offizieren gehören, die in der Ukraine getötet wurden. Nach Schätzungen der BBC hatten mindestens zwei von fünf der getöteten russischen Kämpfer vor der Invasion keine Verbindung zum Militär des Landes.

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Gefangene als Kanonenfutter

Zu Beginn der Invasion 2022 konnte Russland durchaus noch seine professionellen Truppen einsetzen, um komplizierte militärische Operationen durchzuführen, erklärt Samuel Cranny-Evans vom Royal United Services Institute (Rusi). Aber viele dieser erfahrenen Soldaten seien jetzt wahrscheinlich tot oder verwundet, sagt der Verteidigungsanalyst. Sie seien mittlerweile durch Leute mit wenig Ausbildung oder militärischer Erfahrung, also Zivilisten und Gefangene, ersetzt worden. 

Moskau erlaubte dem damaligen Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ab Juni 2022, in Gefängnissen zu rekrutieren. Die Gefangenen wurden zu Söldnern und kämpften als Teil einer Privatarmee im Auftrag der russischen Regierung. Die Söldner-Gruppe hatte einen gefürchteten Ruf: Soldaten, die sich ohne Befehl zurückzogen, konnten auf der Stelle erschossen werden.

Prigoschin inszenierte im Juni letzten Jahres einen gescheiterten Aufstand gegen die russischen Streitkräfte und versuchte, nach Moskau vorzudringen, bevor er sich doch zur Umkehr bereiterklärte. Im August 2023 kam er dann bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.

Im Video: Erstmals seit Absturz - Putin nennt Details zu Prigoschins Tod

Zweiwöchige Ausbildung bis zum Einsatz an der Front

Die Analyse konzentriert sich auf die Namen von 9.000 russischen Gefangenen, von denen die BBC jetzt weiß, dass sie an der Front getötet wurden. Für mehr als 1.000 von ihnen konnte das Datum des Kriegseinsatzes und das Todesdatum bestätigt werden.

Unter Wagner erhielten die neuen Gefangenenkämpfer eine zweiwöchige militärische Ausbildung, bevor sie auf das Schlachtfeld geschickt wurden. Die BBC sprach mit Angehörigen von verstorbenen Gefängnisrekruten und mit noch lebenden Soldaten. Diese erzählten, dass die militärische Ausbildung, die Gefängnisrekruten vom Verteidigungsministerium erhalten, unzureichend sei.

Die BBC berichtete auch von Gefangenen, die ihre Angehörigen baten, ihnen zu helfen, ordentliche Uniformen und Stiefel zu kaufen. Es gibt auch Berichte über Ex-Häftlinge, die ohne angemessene Ausrüstung, medizinische Versorgung und sogar mit kaputten Kalaschnikow-Gewehren in den Kampf geschickt wurden.

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